Spiderman - Der Freundliche Animationsfilm aus der Nachbarschaft

Mit Spiderman A New Universe (2018, origninal: Spiderman Into the Spider-Verse), bekommen Fans der freundlichen Spinne aus der Nachbarschaft nun endlich einen liebevoll inszenierten Animationsfilm des schlagfertigen Superhelden geboten. Dabei setzt das von Phil Lord und Chris Miller (The Lego Movie) produzierte Actionspektakel auf zahlreiche Referenzen, einen mutigen Look und vor allem jede Menge SpiderMEN!

 

Die Handlung beginnt wie wir sie bereits kennen. Jemand wird von einer radioaktiven Spinne gebissen und entwickelt daraufhin Superkräfte. Nur handelt es sich bei diesem Jemand nicht etwa um Peter Parker, sondern um den Teenager Miles Morales, welcher nun die Rolle des verstorbenen Peter Parkers als Spiderman einnehmen muss. Dabei steht er vor einer großen Herausforderung, denn Kinpin öffnet durch einen Teilchenbeschleuniger ein Tor zu anderen Dimensionen und bringt diese aus dem Gleichgewicht. Aus diesem Grund nimmt Miles sich vor das Gleichgewicht wieder herzustellen und der damit einhergehenden Herausforderung ins Auge zu blicken. Unterstützt wird er durch Peter B. Parker, der aus einer anderen Dimension in Miles Morales' Universum katapultiert wurde... Dabei lernen die beiden schnell, dass sie wohl doch nicht "Der einzig-wahre Spiderman" sind.

 

Diese Grundhandlung legt dem Regie-Trio Bob Persichetti, Peter Ramsey und Rodney Rothman den Grundstein für eine spektakuläre Liebeserklärung an einen der bekanntesten Superhelden der Welt. Der Film ist aufgeladen mit Referenzen an die bisherigen Spiderman-Filme, Comics und vielem mehr. Nichteinmal Klassiker wie Spiel mir das Lied vom Tod sind vor dem popkulturellen Zitaten sicher. Leider bleibt dabei eben die Handlung ein wenig auf der Strecke, denn sie ist im Grunde relativ simpel und vorhersehbar. Trotz frischem Multiversum-Ansatz erfindet das Drehbuch das Rad nicht neu. Hinzukommt mit Kinpin ein austauschbarer Antagonist, der eher dem Mittel zum Zweck dient, anstatt eine ausgereifte Motivation zu bieten. Nun hilft es auch leider nicht, dass der Film seinen Klischees bewusst ist und diese ununterbrochen selbst referenziert, weil er trotzdem im Kern das Gleiche bietet, wie seine geistlichen Vorgänger auch. Sei es die Origin-Geschichte, Handlungsverläufe, Aussage oder die bekannte Off-Stimme, die man bereits aus Sam Riamis Trilogie kennt. Leider sorgen auch glückliche Zufälle an manchen Stellen dafür, dass Szenen so verlaufen, wie es für die Handlung vorteilhaft ist. Wobei dem Zuschauer auch keine richtige Gelegenheit gegeben wird, eine Verbindung zu den Charakteren aufzubauen, was bei der Botschaft, dass jeder ein Held sein kann, mehr als schade ist.

Gut, all das mag den Spaß beim Schauen zwar nicht sonderlich stören, wäre aber auch deutlich geschickter gegangen.

 

Kommt es dann aber auf die Inszenierung der eher belanglosen Geschichte an, kann A New Universe wieder ordentlich punkten. Er ist rasant erzählt und lässt somit keinerlei Raum zur Langeweile. Die Witze zünden und liefern für alle Altersklassen von Slapstick Einlagen für die jüngere Zielgruppe bis hin zu ironischen Seitenhieben für die erwachsenen Spidermanfans genug Unterhaltung. Dabei können sich auch "nicht-eingefleischte Spiderman Fans" wunderbar berieseln lassen. Es sei aber ausdrücklich erwähnt, dass der Film umso mehr Spaß macht, wenn man die zahlreichen Anspielungen und Seitenhiebe auch versteht.

Das kurzweilige Geschehen wird von einer stimmigen Musik begleitet, welche ein breites Spektrum an Geschmäckern befriedigen dürfte. Durch Musiker wie Post Melone oder Swae Lee erzeugt der Soundtrack vor allem ein sehr zeitgemäßen Vibe und fügt sich somit perfekt in das moderne New York ein.

Doch kommen wir nun zu dem Hauptverkaufsargument und zu dem Grund warum ich den Streifen wirklich ins Herz geschlossen habe. Denn man merkt die Leidenschaft hinter dem Projekt nicht nur bei der Leichtfüßigkeit in den Szenen, sondern in erster Linie bei den Animationen. Diese lassen den Film wie ein lebhaftes Comic erscheinen und gehören neben "Your Name" zu den schönsten Zeichentrick-Animationen, die meine Augen in letzter Zeit erblicken durften. Gerade als leidenschaftlicher Comicleser hat es mich einfach fasziniert zu sehen wie hier die Panels den Weg auf die große Leinwand finden und zum Leben erwachen. Artdesigner Dean Gordon und Patrick O'Keefe legen nun mal einen so tiefen Detailgrad und eine kreative Bildkomposition an den Tag, dass man die Umsetzung hier gar nicht genug loben kann. So tauchen beispielsweise Denk- und Sprechblasen oder sogar die Comic-typischen Punkte im Bild auf. Allerdings dürfte dieser Stil nicht allen gefallen und er ist schon etwas gewöhnungsbedürftig. Mir fiel es aber ziemlich leicht, mich darauf einzulassen.

Viel störender fand ich da die knallbunte Reizüberflutung, in die der Film hin und wieder abdriftet. Zwar dürfte dies gerade jüngeren Zuschauern gefallen, doch ich wurde stellenweise von der Visualität erschlagen und hätte es mir (gerade im Finale) etwas schlichter gewünscht. Wer sich daran aber nicht stört, wird mit jedem einzelnen Frame seine helle Freude haben und den mutigen Look garantiert belohnen.

Im Original werden die Figuren von namhaften Schauspielern wie Nicholas Cage (Spiderman Noir), Mahershala Ali (Uncle Aaron), Jake Johnson (Peter B. Parker), Liev Schreiber (Kinpin) oder Hailee Steinfeld (Gwen Stacey) gesprochen. Dem Handlungstragenden Miles Moralis leiht Shameik Moore seine Stimme und selbst Chris Pine als Peter Parker oder Oscar Isaac als Spiderman 2099 und der kürzlich verstorbene Stan Lee bekommen jeweils einen kurzen Auftritt. Doch auch bei der deutschen Synchronisation kommt der Charme der Protagonisten uneingeschränkt rüber... Ja selbst die viel diskutierte Besetzung des Kinpin mit dem Youtuber Gronkh (Erik Range), ist mir in keinster Weise bitter aufgestoßen.

 

Es lässt sich also festhalten, das Spiderman A New Universe seine vollen 117 Minuten hindurch unterhält und dabei erfrischend mutig und wunderschön anzusehen ist. Nichtsdestotrotz bleibt gerade in Sachen Handlung noch Luft nach oben und ich hoffe, dass man sich in zukünftigen Projekten auch mal etwas mehr Ruhe zwischen den einzelnen Momenten gönnt.

Doch selbst nach dem zweiten Mal Anschauen, habe ich noch unzählige Anspielungen und Gags entdeckt, die mir beim ersten Mal entgangen sind. Diese Referenzen steigern natürlich den Spaß, doch anders als Ready Player One reduziert er sich nicht darauf und kann auch einem absoluten Comic-Laien genauso viel Freude bereiten, wie dem größten Spiderman-Enthusiasten.

Bewertung: 7/10

Kleiner Tipp: (Wie bei allen Marvelfilmen) sollte man wirklich bis ganz zum Ende warten, denn dafür wird man mit einer Endcreditscene belohnt, die gerade das Herz von Freunden der Meme Kultur höher schlagen lässt.

 


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