Im NETZ der versuchung Kiritk - thriller mit Matthew McConaughey und anne hattaway, 2019

Am 02. Mai präsentiert der Regisseur Steven Knight seinen Mystery-Thriller "Im Netz der Versuchung" (Original: Serenity) mit wahrem STARAUFGEBOT. Knights 2013 erschienene One-Man-Show "Locke" mit Tom Hardy in der Hauptrolle habe ich damals ohne weiteres in mein Herz geschlossen. Dementsprechend war ich sehr gespannt, als feststand, dass er für seinen neusten Film sowohl die beiden Oscargewinner Matthew McConaughey (Dallas Buyers Club) und Anne Hathaway (Les Miserables) als auch und Jason Clarke (Friedhof der Kuscheltiere 2019) gewinnen konnte. Als ich dann jedoch wieder den Kinosaal wieder verließ, musste ich meine Erwartungen mit dem Gedanken zufrieden stellen, dass "Im Netz der Versuchung" keine Vollkatastrophe geworden ist.

 

McConaughey spielt hier einen Fischer mit mysteriöser Vergangenheit, dessen Leben nach einem überwältigendem Angebot seiner Frau vollkommen aus den Fugen gerät. Mehr sollte man zu der Handlung auch nicht erzählen, denn von der ersten Minute an gibt sich der Film große Mühen dabei, Fragen beim Zuschauer aufzuwerfen. Das macht er auch tatsächlich ziemlich gut, denn die erste Hälfte des Films hat mir tatsächlich große Freude bereitet. Sie ist genau das richtige Maß an Geheimniskrämerei, ohne dass es allzu erzwungen wirkt. Meine Neugierde wurde geweckt und ich habe erwartungsvoll der Auflösung meiner ganzen Fragen entgegengefiebert. Der Mystery-Aspekt hat bis zur Hälfte also gut funktioniert, während der Film dabei aber schon eine große Schwäche aufgewiesen hat. Er weiß einfach nicht genau was er sein will. So dümpelt die Handlung irgendwo zwischen Thriller, Drama und Charakterstudie, ohne sich richtig auf eines dieser Dinge zu konzentrieren. Das kann zwar funktionieren, ging hier aber in keinster Weise auf.

Doch wie bereits erwähnt hat es gereicht, um meine Aufmerksamkeit zu gewinnen... Bis zur Auflösung oder besser gesagt bis zum großen TWIST, denn so schnell mich der Film gehookt hat, so schnell hat er mich nach diesem Twist auch wieder vom Haken gelassen. Etwas so an den Haaren herbei gezogenes, habe ich schon länger nicht auf der großen Leinwand erblicken müssen. Vor allem, wenn der gesamte Film auf diesen einen Moment hinarbeitet und die Drama-Elemente alleine nicht funktionieren, reißt es das gesamte Geschehen nach und leider auch VOR der Auflösung runter.

Ich habe den Film passenderweise am 01. April gesehen, was mich kurz zu der Annahme gebracht hat, hier einen Star besetzten Aprilscherz zu sehen... Damit lag ich offensichtlich falsch. Ohne jede Form von Selbstfelektion oder Ironie nimmt das Drehbuch ihre harnebüschende Wendung bitterernst. Dabei gelingt es Steve Knight (von dem auch das Drehbuch stammt) nicht einmal seine eigenen Regeln einzuhalten und verursacht beim Zuschauer an EINIGEN Stellen nur reinstes Kopfschütteln. Meine gut-gewollte "Suspension of Disbelief" wurde während den 106 Minuten bis über ihr Limit ausgereizt, bis sie im Finale endgültig gerissen ist.

Ausschließlich Matthew McConaugheys Figur konnte mein Interesse bis zum Schluss aufrechterhalten. Es ist der mit Abstand vielschichtige Charakter von allen, der durch McConaugheys Schauspiel auf faszinierender Weise Leben eingehaucht wird. Die anderen Charaktere sind dagegen relativ eindimensional gestaltet, allerdings meistens auch nicht negativ auffallend. Negativ auffallen tut nämlich lediglich Jeremy Strongs (The Big Short) Figur, die ich hier aus Spoiler-Gründen nicht zu ausgiebig beschreiben möchte. Daher verrate ich einzig, dass sie hauptsächlich für den Comic Relief zuständig ist - Comic Relief, der ungefähr so geschickt platziert ist, wie ein Kondom in einer Schultüte.

Alle Schauspieler nehmen ihre Rollen dafür ernst und hauchen der Handlung wenigstens einen Ansatz an Souveränität ein. Es kommt hin und wieder sogar zu unfreiwillig komischen Momenten, in denen vor allem Matthews ernstes und authentisches Schauspiel in der Absurdität des Geschehens völlig deplatziert wirkt.

 

Nun habe ich mich zwar ausgiebig über die unglaubwürdige Geschichte ausgelassen, möchte aber auch gleichzeitig eine Lanze für sie brechen, da sie nun mal eine Geschichte ist, die ich in dieser Form noch nicht gesehen habe. Sie ist originell und mutig und ich habe dem gesamten Team auch abgekauft, dass sie hinter ihren Ideen stehen, auch wenn die Rechnung am Ende nicht aufging. Es ist und bleibt erfrischend Storys zu sehen, die keine Neuauflagen, Fortsetzungen oder Bestseller-Adaptionen sind und das muss in gewisser Weise auch honoriert werden.

 

Zudem war ich stellenweise doch überrascht, wie verspielt die inszenatorischen Mittel eingesetzt werden. Die Kamera ist an manchen Stellen nicht nur Beobachter der Szene, sondern wird aktiver Bestandteil dieser. Es sind vielleicht nicht unbedingt die hochgradig durchdachtesten und auffallendsten Kamerafahrten/-einstellungen, aber sie zeigen, dass Kameramann Jess Hall (Hot Fuzz) versucht hat sein Werkzeug, als ergänzenden Teil der Handlung einzubringen. Diese kleinen Ideen, die den gesamten Film über mal kurz aufblitzen, haben mir sehr gut gefallen, auch wenn sie die vielen Probleme nicht retuschieren können. Das gelingt unglücklicherweise auch nicht den Computereffekten - Im Gegenteil. Beispielsweise der animierte bedrohliche Fisch, der immer wiederzusehen ist, schadet dem Seherlebnis und stieß mir zumindest schon zu Anfang bitter auf. Da sahen die Practical Effekts in Der Weiße Hai einfach besser aus.

 

 

Am Ende des Tages möchte ich "Im Netz der Versuchung" gar nicht zu sehr abstrafen. Dafür schätze ich zu sehr, dass Steven Knight versucht etwas Neues zu erzählen, sowie seine Experimentierfreude in der Inszenierung.

Ich kann aber nun mal nicht leugnen, dass ich die Hälfte der Zeit im Kinosaal damit verbracht habe, meine Stirn zu runzeln, weil ich nicht glauben konnte, was hier alles versucht wurde dem Zuschauer weiszumachen.

 

Dementsprechend lautet mein Fazit: Der Film weiß selber nicht so recht was er sein möchte und verlässt sich dabei zu sehr auf eine Auflösung, die nicht funktioniert. Er hat nette Ansätze, fühlt sich aber dafür auch zu lang an und schafft es nicht diese Ansätze zu einem stimmigen Gesamtkonstrukt zusammenzuführen. Wer noch nie einen Steven Knight Film gesehen hat, der kriegt mit "Locke" einen wesentlich interessanteren Film geboten (welcher aber wohl auch die Meinungen scheiden wird).

 

Bewertung: 4/10

Lauflänge: 107 Minuten

FSK: 12

 

Quellen: IMDB, Letterboxd, Filmstarts

 

 


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